Am 25. März fand die diesjährige Jubliäumskonfirmation im Frankfurter Gemeindezentrum statt. Wir waren sehr erfreut darüber, dass in diesem Jahr zwölf Jubilare gekommen waren, die gemeinsam in Erinnerungen schwelgen und alte Bande wieder herstellen konnten.
Ansprache von Elvira Hahn
Liebe Jubilare, liebe Mitglieder und Freunde unserer Gemeinde,
lange habe ich überlegt, worüber ich heute sprechen könnte, denn es gibt so vieles, was mich in unserer Gemeinde bewegt. 1962 begingen wir die zweite Konfirmation in neuem Gemäuer und wir Konfirmanden in neuen Gewändern. Die Mädchen in blütenweißen Kleidern, weißen Schuhen mit den ersten hohen Absätzen, die bei uns natürlich Stöckelschuhe, aber heute High Heels heißen. Auch das unvermeidliche Sträußchen Maiglöckchen ist auf den damaligen, im Foyer ausgestellten Bildern gut zu erkennen. Die Jungens trugen wohl ihre ersten dunkelblauen Anzüge und fast alle Fliege. In ganz kleiner Form trugen sie das gleiche Sträußchen ganz brav am Revers. Nach der Wiederaufbauphase hatte sich die Lebensweise gründlich geändert. Für die meisten gab es nun wieder geordnete Verhältnisse sowie gut und genug zu essen, was an den Kleidergrößen deutlich erkennbar war, und man konnte sich auch wieder einiges leisten.
Wie es unserer Jubilarin, Frau Irma Becker, die 1941 konfirmiert wurde, erging, weiß ich natürlich nur aus Erzählungen und dem Nachlesen einzelner noch vorhandener Mitteilungsblätter aus dieser Zeit. Sicher ist, dass solche Veranstaltungen nur unter sehr erschwerten Umständen stattfanden, vieles entbehrt wurde oder gar nicht zu erhalten war.
Schön ist es, dass Frau Becker heute teilnehmen kann. Ich wünsche ihr viel Spaß und Freude beim Feiern in unserer Mitte.
Leider war es nicht möglich, alle ehemaligen Konfirmanden zu finden. Von meiner Konfirmation 1962 mit 28 Teilnehmern sind vier anwesend. Gerne hätte ich heute hier mehr wiedergesehen. Wenn ich mein Konfirmationsbild ansehe, waren wir mit 28 Teilnehmern doch ein ganz passables Trüppchen. Doch ist es zu bewundern und einfach toll, dass von den heute hier Anwesenden einige den Mut aufbrachten und nun seit vielen Jahren wieder unter uns sind und es hoffentlich bleiben.
Zurückblickend fallen mir zwei Anekdötchen aus meiner eigenen Jugendgruppenzeit ein sowie aus der Zeit, als wir eine neue Kinder- und Jugendgruppe aufbauten, die anfänglich von mir mitbetreut wurde. Einige silberne Jubilare sind heute dabei. Wir unternahmen einen Fahrradausflug in den Stadtwald. Natürlich waren wir alle Superfahrer und das bisschen Sand auf den Wegen schreckte uns nicht ab, sondern spornte uns zu allerlei Unfug an. Einer war ängstlicher und musste trotzdem durch eine dickere Sandansammlung fahren und landete ohne sein Rad einige Meter weiter unsanft auf seinem verlängerten Rückgrat. Mir ist bis heute etwas schleierhaft, warum er dann etwas säuerlich reagierte. Dies war nun aus meiner Gruppe. Doch auch in der Gruppe der silbernen Konfirmanden gab es nette Erlebnisse. Aber hier an dieser Stelle kann ich nur von einem berichten. In den Osterferien weilten wir mit der Jugendgruppe in Schleswig an der Schlei. Besichtigt wurde wie immer bei solchen Veranstaltungen viel und in Verbindung damit wurde auch gelaufen. Doch nicht alle hatten schon so richtig lange Beine und kamen so schnell mit. So erbarmten sich die Größeren und trugen tapfer das eine oder andere „Ich kann nicht mehr“-Kind auf den Schultern. Doch wie schnell klappt das Laufen wieder, wenn man eine lange, tiefe Straßenbaugrube sieht. Schupps, runter von den Schultern und hops hinein in die lange Baustelle! – Nun nur noch rennen, welch ein Spaß, doch der Abstand zur Gruppe wurde immer größer und größer. Rausklettern ging nicht, der lange Graben war jetzt auch noch etwas tiefer. Wir sahen mit Spannung zu. Ob es wohl allein wieder an die Oberfläche kommt? Wir gingen sogar ein Stück zurück, um besser zu sehen. Zum guten Ende wurde das Kind selbstverständlich gerettet. Aber die Kleinen hat von nun an niemand mehr getragen! So gab und gibt es viele schöne und lustige Erlebnisse. Natürlich genügt dies nicht, die Bindung zur Gemeinde zu festigen. Da gehört etwas mehr dazu als nur die Kinder- und Jugendarbeit: Als 18-Jährige die Zusammenarbeit im – damals hieß das noch – Ältestenrat zu erleben war faszinierend. Als Pimpf hatte man da noch nichts zu sagen. Man musste sich schon geduldig hochdienen. Einfacher war da die Zusammenarbeit mit den einzelnen Pfarrern wie Sigurd Taesler, Dr. Herbert Todt und Dr. Manuel Tögel. Nicht immer war alles bestens. Es gab auch Unangenehmes, Ärger und auch mal Verdruss. Aber immer gab es Lösungen. So fühlte ich mich mehr und mehr eingebunden. Noch mehr Bindung fand ich bei unseren geistigen Beschäftigungen wie Weihestunden, Seminaren, eine Zeitlang die Arbeit im Archiv, die Reisen auf kunsthistorischen Pfaden, die vielen interessanten Museumsbesuche, die oft mit Ausflügen in andere Städte verbunden sind, usw.
Besonders wichtig war und ist nach wie vor das Gemeinsame im Erleben von Aktionen in dieser unserer Gemeinde. Dies macht es wohl aus, unserer Gemeinde treu zu bleiben, und manchmal denke ich, wir sind doch eine tolle, riesengroße Familie.
Zum Schluss möchte ich noch von meiner damaligen Urkunde den Geleitspruch von Goethe vortragen, den Pfarrer Sigurd Taesler mir mit auf den Weg gab:
Über allen anderen Tugenden steht eins,
das beständige Streben nach oben,
das Ringen mit sich selbst,
das unersättliche Verlangen nach größerer Reinheit, Weisheit, Güte und Liebe.
Elvira Hahn