Liebe Gäste!
Viele von Ihnen kennen mich sicher durch meine Tätigkeit als erste Rechnerin unserer Gemeinde. Aber wahrscheinlich kennen nur wenige den Weg, den ich bis hierhin gegangen bin.
Mein unitarisches Leben begann ganz bilderbuchmäßig; ich wurde in eine eingesessene unitarische Familie geboren und durfte zum Auftakt eine idyllische Haustaufe durch Pfarrer Sigurd Taesler genießen. Danach wurde es allerdings aus Gemeindesicht erst einmal still um mich, ich verlebte eine schöne Kindheit im beschaulichen Steinheim, wurde eingeschult und lernte in der ersten Klasse meine beste Freundin Manuela kennen. Warum ich gerade das so ausdrücklich erwähne? Na ja, durch diese Freundschaft begab ich mich vorübergehend auf religiöse Umwege! Sie brachte mich ausgiebig mit der katholischen Religion in Kontakt; unter anderem fuhren wir gemeinsam auf katholische Jugendfreizeiten und sangen im Kinderkirchenchor. Das alles erschien mir viel interessanter und spannender als die ferne unitarische Gemeinde und wenn es damals nach meinem Kopf gegangen wäre, wäre ich heute katholisch. Nur das energische Einschreiten meiner Mutter verhinderte dies, denn sie war der Meinung, dass ich zunächst auch noch das unitarische Gemeindeleben kennenlernen sollte, bevor ich eine solch weitreichende Entscheidung treffe.
Allerdings sorgte dann erst ein persönlicher Besuch von Manuel Tögel bei uns zuhause dafür, dass ich mich mit ca. 12 Jahren tatsächlich wieder ins Gemeindeleben stürzte. Ich begann, am Religionsunterricht teilzunehmen, feierte 1987 meine unitarische Konfirmation und wurde schnell Teil einer tollen Jugendgruppe, die lange gemeinsam durch dick und dünn ging. Unter der Führung von Manuel und Renate Tögel unternahmen wir zahlreiche Gemeindefahrten, durch die ich mich im Übrigen bei meiner Freundin revanchieren konnte, denn nun begleitete sie uns als Religionsfremde. Im Nachhinein betrachtet wurden in dieser Jugendzeit viele Interessen geweckt, die mich auch heute noch beschäftigen, z.B. das Interesse für Kunst und Architektur – Ich kann heute noch nicht in eine fremde Stadt fahren, ohne nicht mindestens eine Kirche von innen gesehen zu haben! Oder auch die vielen Theaterstücke, die Manuel eigens für uns geschrieben hat und die von uns meist am Sommerfest zum Besten gegeben wurden. Dabei wurde offensichtlich das Schauspieler-Gen in mir aktiviert, denn die Schauspielerei ist zu einer großen Leidenschaft für mich geworden.
Das Ende dieser unbeschwerten Jugend wurde unweigerlich eingeläutet, als sich die erste große Prüfung ankündigte: Das Abitur. Damals, 1992, war ich erst die zweite Schülerin dieser Gemeinde, die im Fach „unitarische Religion“ erfolgreich eine Abiturklausur absolvierte. Ungefähr zur gleichen Zeit gab ich auch mein Debüt im Gemeinderat, zunächst als Jugendvertreterin, später dann als Beirat, Beisitzerin und schließlich erste Rechnerin. Durch diese Tätigkeit habe ich auch in stressigen Zeiten wie Ausbildung und Studium nie den Kontakt zur Gemeinde verloren.
Mit diesem kurzen Ausflug in meine Jugend möchte ich eigentlich nur zum Ausdruck bringen, wie sehr mich die Zeit in dieser Gemeinde geprägt hat. Dabei schätze ich insbesondere den menschlichen Umgang miteinander und die Werte, die hier gelebt werden. Das haben wir in erster Linie dem Engagement von Manuel zu verdanken, der die Gemeinde in den letzten Jahren dahin geführt hat, wo sie jetzt steht. Und so hoffe ich, dass unser Pfarrer in spe Alexander Schmahl daran anknüpfen kann und vielleicht darüber hinaus den bewährten Traditionen ein paar neue Ideen hinzufügen kann, damit unsere Gemeinde auch in Zukunft gut aufgestellt ist. Es sollen doch schließlich noch viele Generationen in ihrer Jugend hier ähnlich viel Spaß haben, wie ich ihn hatte.
Und darauf sollten wir gleich gemeinsam anstoßen! Vielen Dank.
Britta Wessel