Eigentlich war Essen die erste Wahl – zumindest nach der Abstimmung bei der Gemeindefahrt 2011. Da uns jedoch eine große Messe und damit belegte oder überteuerte Hotels einen Strich durch die Rechnung gemacht hatten, stand Bamberg als Alternative fest. Bamberg hat den größten unversehrt erhaltenen historischen Stadtkern in Deutschland und so freuten sich die kunst- und kulturinteressierten Fahrtteilnehmer auf eine schöne Woche.
Da wir montags nach Bamberg aufbrachen, machten wir, frei nach dem Motto „je kleiner die Stadt, desto geschlossener die Lokale“, nicht wie geplant in Kitzingen, sondern in Würzburg Mittagspause, bevor wir nachmittags in unserer Bamberger Hotel unterhalb der Altenburg einzogen.
Wir hatten für die Woche zwei Tagesausflüge geplant, doch am kommenden Tag wollten wir natürlich einen ersten Eindruck von Bamberg gewinnen. Der Bamberger Dom, der mit seinen vier Türmen das beherrschende Bauwerk der Altstadt ist, stand als erstes auf unserer Liste. Im Inneren befinden sich der Bamberger Reiter, das Grab des einzigen heiliggesprochenen Kaiserpaars des Heiligen Römischen Reichs sowie das einzige Papstgrab in Deutschland und nördlich der Alpen. Ausgiebig erforschten wir die Ausstattung des Doms, vieles gab es zu entdecken, doch eines machte uns stutzig: Warum war am Grab Heinrich II. neben der Darstellung der Seelenwägung und der Sterbeszene die Heilung eines Blasenleidens angeführt? Hier nun die Erklärung, warum ausgerechnet des Kaisers Blasenprobleme bildhauerische Erwähnung fanden: Heinrich litt oft unter Nierensteinen. Bei einem Aufenthalt im Kloster Montecassino soll der Kaiser im Schlaf durch den heiligen Benedikt von seinem Steinleiden geheilt worden sein. Heinrich erwacht am Morgen mit einem (überdimensionierten) Nierenstein in seiner Hand, was auf seinem Grabmal verewigt wurde.
Nach der Dombesichtigung machten wir einen Abstecher in die Alte Hofhaltung, bevor wir in der Neuen Residenz, die bis 1802 als Sitz der Bamberger Fürstbischöfe diente, an einer Führung teilnahmen. Am liebsten ziehen wir ja auf eigene Faust los, doch bot sich diese Führung an. Wir wurden jedoch gleich angemahnt, auf den Teppichen zu bleiben, um den kostbaren Holzboden der Residenz nicht zu beschädigen. Da es schließlich nie schadet, auf dem Teppich zu bleiben, taten wir wie uns geheißen und besichtigten die über 40 Prunkräume. Nach dem Mittagessen im Innenhof der Residenz führte uns der Weg zum Alten Rathaus, das inmitten der Regnitz erbaut wurde. Bemerkenswert ist das Alte Rathaus vor allem durch seine Fresken, die der Fassade durch Scheinarchitektur Plastizität verleihen. Für Erheiterung sorgte dabei ein besonderes Detail: Das Bein einer der Putten ragt als Skulptur aus den Wandfresken heraus.
Der nachfolgende Rundgang durch die Stadt führte uns am Künstlerhaus Villa Concordia vorbei und zum Abschluss besichtigten wir noch die Kirche St. Stephan. Alles in allem hatten wir an diesem Tag einen schönen Eindruck von Bamberg gewinnen können und so machten wir uns tags darauf auf nach Coburg.
Mit dem Bus fuhren wir los und es ist immer wieder erheiternd, zu welchen sprachlichen Missverständnissen es in einem lauten Bus kommen kann. Schon bei den letzten Fahrten kam es zu einigen „Stille-Post-Situationen“. Und heute entspann sich aus der Frage der Busfahrerin, ob wir in Coburg eine Führung gebucht hätten, die Gewissheit „Nein, denn Herr Tögel kenne sich mit Baumärkten sehr gut aus“, so dass wir keine externe Führung benötigten. Gemeint waren natürlich „Bauwerke“, nicht „Baumärkte“, denn mit Letzteren steht Herr Tögel – er möge mir meine Offenheit verzeihen – eher auf Kriegsfuß.
Die Veste, die erstmalig im Jahre 1225 als Besitz der Herzöge von Meranien urkundlich erwähnt wurde, beherbergt die Kunstschätze der Coburger Herzöge, die zu den bedeutendsten kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlungen Deutschlands gehören. Neben der Gemälde- und Glassammlung zeigten wir uns insbesondere vom Jagdzimmer mit seinen 60 Intarsienbildern beeindruckt. Schließlich führte uns der Weg durch den sehenswerten Hofgarten hinunter in die Stadt. Ich muss zugeben, den Abstieg hatte ich ein wenig unterschätzt, denn dieser war für einige Mitreisende leider ein wenig beschwerlich. Sollten Sie einmal die Veste besuchen und nicht ganz so gut zu Fuß sein, können sie jedoch auch einen Bus in die Stadt nehmen. Nachdem wir die gut erhaltene Altstadt, den neugotischen Bebauungsring entlang der alten Stadtbefestigung und das ein oder andere Jugendstilhaus besichtigt hatten, ging auch dieser Tag zu Ende und in Erwartung auf den nächsten Ausflugstag fuhren wir zurück nach Bamberg.
Der dritte Tag begann mit der Besichtigung des Schlosses Seehof, der ehemaligen Sommerresidenz der Bamberger Fürstbischöfe. Das Schloss wird von einem großen Park umschlossen, der ehemals im Stil des Rokoko gestaltet war. Nach einem Spaziergang durch denselben fuhren wir weiter nach Bad Staffelstein, zur Kirche Vierzehnheiligen, und ich war nicht der Einzige der Reisegruppe, für den Wallfahrtsorte immer auch mit einem faden Beigeschmack verbunden sind. Seit dem 15. Jahrhundert bis heute streben Wallfahrer zu der Kirche, um den Schutz der 14 Nothelfer zu erbitten. Die Nothelfer kümmern sich unter anderem um Halsweh, Besessenheit und Ehekrach. Für jeden ist etwas dabei. Wir besuchten die nach Plänen von Balthasar Neumann erbaute Basilika natürlich wegen ihres architektonischen Wertes, doch die Wallfahrtsatmosphäre ging nicht spurlos an uns vorbei, so dass wir uns besonders im Innern der Basilika etwas fehl am Platze fühlten.
Der letzte Tag unserer Gemeindefahrt war wieder Bamberg gewidmet und wir begannen unseren Rundgang mit dem Karmelitenkloster und dessen sehenswertem Kreuzgang. Am Ausgang des Kreuzganges war eine Informationstafel über den Tagesablauf der 17 Patres und Fratres aufgestellt. Zum Schmunzeln war darauf eine Bemerkung über deren Abendgestaltung, die als Rekreation bezeichnet wurde und das gemeinsame Ansehen der Tagesschau mit Schnittchen und Bier umfasste. Ein schönes Wort für ein profanes Wirken.
Es folgte der Besuch des Diözesanmuseums, das eine Sonderausstellung zur tausendjährigen Baugeschichte des Domes zeigte. Auf dem Weg zum Kloster St. Michael, das oberhalb der Stadt gelegen ist, machten wir noch einen Abstecher zu den Domherrenhöfen. Auf dem Michelsberg angekommen, besichtigten wir die Klosterkirche, die mit einem beindruckenden Deckengemälde aufwarten konnte, das ein Herbarium mit fast 600 verschiedenen Pflanzen zeigt. Vom Michelsberg hat man einen wunderschönen Blick über Bamberg, der uns als schöner Abschluss unserer Fahrt bestimmt in Erinnerung bleiben wird.
Beim Abendessen wurde das Ziel der nächsten Gemeindefahrt bestimmt. Zur Wahl standen Essen, Rastatt und Quedlinburg. Die Abstimmung ergab, dass wir im kommenden Jahr nach Quedlinburg und Umgebung (Halberstadt, Magdeburg) fahren werden und sollten Sie mitkommen wollen, bitten wir schon jetzt um Anmeldung im Sekretariat, da die Teilnehmerzahl begrenzt ist.
Alexander Schmahl