Die Unitarische Freie Religionsgemeinde wurde 1845 in Frankfurt am Main gegründet und ist seither eine Institution des freien Denkens und Glaubens in Frankfurt und Umgebung. 1892 erwarb die Gemeinde – damals nannte sie sich noch „Frei-religiöse Gemeinde“ – das Gebäude Großer Kornmarkt 15 als ihr Gemeindehaus. Dieses wurde 1944 bei einem Luftangriff zerstört. Nachfolgend fanden Gemeindeveranstaltungen an verschiedenen Orten Frankfurts statt, z.B. in der Aula der Universität, der Paulskirche oder den Räumen der Freimaurerloge in der Finkenhofstraße.
Schließlich musste ein neues Gemeindezentrum gefunden werden und eine lange Spendenaktion wurde angestrengt. Die Spendenbereitschaft unter den Mitgliedern und Förderern war groß, Zuwendungen gab es dankenswerterweise zudem u.a. von amerikanischen Unitariern, dem Kulturministerium in Wiesbaden, der Stadt Frankfurt, sowie von Oberbürgermeister Dr. Walter Kolb, der persönlich 200.- DM spendete.
So wurde es möglich, das neue Gemeindezentrum der Unitarischen Freien Religionsgemeinde K.d.ö.R. zwischen 1958 und 1967 nach Plänen des Architekten Alfred Schild zu bauen. Mittelpunkt des Gemeindezentrums bildet die sogenannte Weihehalle, die 1960 fertiggestellt und 2013 zum Kulturdenkmal erhoben wurde. (vgl. Landesamt für Denkmalpflege / Karin Berkemann (Hrsg.): „Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland – Kulturdenkmäler in Hessen / Nachkriegskirchen in Frankfurt am Main (1945-76)“, 2013)
Die Weihehalle bietet Platz für 330 Personen und wird von der Bauhistorikerin Ulrike Schubert folgendermaßen beschrieben:
„Innerhalb Frankfurts ist die Weihehalle eher unbekannt, das schmälert jedoch nicht ihre Bedeutung. Sie präsentiert sich in zeittypischer Umgebung und Gestaltung. Die schlanken Pfeiler, das einseitig überstehende Dach, die wandhohen Fensterbänder, der asymmetrische Schwung der Empore, die filigran ausgearbeiteten Frontseiten der Prinzipalstücke und die kleinen farbenfrohen Buntglasfenster verweisen auf die fünfziger Jahre. Im Gegensatz dazu lehnt sich die ovale Grundrissform an einen älteren, prominenten Bau der Innenstadt an, die ehemalige Paulskirche (1798 von J.G.C. Hess). In diesem Zusammenhang erscheint es wichtig, auf die Gründung der Unitarischen Freien Religionsgemeinde 1845, also im Vorfeld der Paulskirchenbewegung, zu verweisen. Die damaligen Forderungen eines liberalen Bürgertums nach Toleranz, Geistes-, Glaubens- und Gewissensfreiheit, die unter anderem zur ersten Nationalversammlung 1848 in der Frankfurter Paulskirche führten, gehören ganz wesentlich zu den Grundsätzen der Unitarischen Gemeinde. In Hinblick darauf ist es naheliegend anzunehmen, dass die Wahl eines ovalen Grundrisses kein Zufall war. Der Architekt Alfred Schild lehnte sich formal an die Grundform der Paulskirche als Sinnbild für die Ideale von 1848 an.“ (Deutscher Werkbund Hessen, Wilhelm E. Patz (Hrsg.): „Einst gelobt und fast vergessen: moderne Kirchen in Frankfurt am Main, 1948-1973“, S. 100, Niggli Verlag, 2012)
Bis heute dient das Gemeindezentrum mit der Weihehalle als Ort der freien Religion und Weltanschauung, als Ort der Kunst und Kultur, als Ort von Menschen für Menschen.