(aktualisiert am 30.11.2020)
Liebe Mitglieder und Freunde unserer Gemeinde,
die Infektionszahlen steigen, die Corona-Einschränkungen sind verschärft worden und wir fühlen uns ans Frühjahr erinnert, als dieses Virus begann, das Alltagsleben und Weltgeschehen mitzubestimmen.
Einige Vorzeichen haben sich seitdem verändert, da alle, inklusive Wissenschaft, Politik und Wirtschaft, vielerlei Erfahrungen gemacht haben und entsprechend besser auf diese Lage reagieren können – mehr oder weniger. Andere Vorzeichen sind jedoch gleich geblieben: Zum Beispiel sind die existentiellen Not einiger, die Sorge, sich und andere anzustecken und das diffuse Gefühl des Ausgeliefertseins nach wie vor Begleiter dieser Pandemie – mehr oder weniger.
Anders jedoch als im Frühling hat das teilweise trübe Wetter leider die Tendenz, die Sonne im Herzen zu überdecken, was nicht zuletzt die unliebsamen Dimensionen des Auf-sich-selbst-zurückgeworfen-seins in der sozialen Zurückgezogenheit zu verstärken droht. Ebenso trüb sind die Aussichten auf einen möglichen Jahresabschluss ohne das gewohnte Weihnachtsfest im Kreise der Familie und Freunde und ohne ausgelassene Silvesterfeierlichkeiten. Sollte bis dahin das Infektionsgeschehen nicht in geregelte Bahnen gelenkt werden können, werden wir vermutlich alle wehmütig feststellen, wie wichtig uns diese Feste im Jahresverlauf sind. Doch wir werden sehen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Wir können all dem zumindest ein „Trotzdem“ entgegensetzen, denn der Mensch hat die erstaunliche Fähigkeit, sich im Geiste, Herzen, Tun und Lassen anzupassen und noch im Schlimmsten etwas Gutes sehen zu können – mehr oder weniger. So versuchen wir, erneut Wege zu finden, den Widrigkeiten etwas entgegenzuhalten: Wir suchen nach dem kleinen Glück in uns und um uns herum. Wir formulieren Wünsche und Hoffnungen für die Zeit „danach“. Wir verstehen viel besser, was wirklich wichtig ist und so manche bisherige Selbstverständlichkeit entpuppt sich als eine dankenswerte Besonderheit etc. Kurz und knapp: Wir versuchen, das Beste aus der Misere zu machen – mehr oder weniger.
Ja, „mehr oder weniger“, denn diese Zeit ist und bleibt in vielerlei Hinsicht für viele Menschen eine Zumutung und wir sollten daher wieder verstärkt unseren Mitmenschen in Zugewandtheit und Wertschätzung begegnen. Allerdings fühle und erlebe ich derzeit auch, dass die Jetzt-erst-recht-Stimmung aus dem Frühjahr etwas erschüttert worden ist. Zum einen, weil die letzten Monate mit einer zunehmenden „Pandemie-Erschöpfung“ einhergegangen sind und zum anderen leider auch durch eine lautstarke Minderheit der Bevölkerung, die durch oftmals gänzlich unbegründete Behauptungen hinsichtlich der derzeitigen Lage die gemeinschaftliche Anti-Krisen-Verve etwas verwässert hat. Damit wir uns richtig verstehen: Ich meine mit Letzterem natürlich nicht diejenigen, die wissenschaftlich konsistente und logisch stringente Kritik am vergangenen oder derzeitigen Umgang mit dem Geschehen üben – das ist natürlich legitim und geboten.
So oder so, etwas Besonnenheit und Nachsicht täte uns allen wohl ganz gut, denn bei all den Widersprüchen, Fehlentscheidungen, Unstimmigkeiten, die in einer solchen Situation zwangsläufig auftauchen, – denn die Situation ist äußerst komplex und Menschen sind nun einmal fehlbar –, sollten wir weiterhin den Fokus auf ein konstruktives Miteinander und nicht auf destruktives Gegeneinander richten.
Und eine solche Solidarität beginnt im Kleinen: Jeder von uns kennt zum Beispiel Menschen, die aufgrund ihres Wesens oder ihrer Lebenssituation jetzt mehr Hilfe, Zuspruch oder Zuwendung benötigen als andere. Seien wir für diese da. Manchmal kann allein ein Anruf oder eine Textnachricht viel bewirken. Sollten Mitglieder der Gemeinde in den kommenden Wochen die Decke auf den Kopf fallen, sollte Hilfe bei Besorgungen benötigt werden oder einfach etwas auf der Seele liegen, was man loswerden möchten, ich bin nur eine Mail oder einen Anruf weit entfernt und werde tun, was ich kann…
Das gilt natürlich auch für die Gemeindearbeit in den nächsten Wochen:
Nach derzeitigem Stand werden wir zumindest unsere beiden Weihestunden (25. und 31.12.) am Ende des Jahres begehen können. Von Gesprächskreisen in der Gemeinde muss derzeit leider abgesehen werden. Stattdessen werden diese als Online-Gesprächskreise angeboten.
Grundsätzlich bitte ich alle Interessierten, vor einer Veranstaltung auf unserer Web- oder Facebookseite zu schauen, ob diese stattfinden wird und sich anzumelden.
Wir blicken voller Zuversicht auf das kommende Jahr und bis dahin wünsche ich Ihnen nach all den vielen Worten kurz und knapp das Wichtigste: Bleiben Sie und Ihre Lieben bitte gesund!
Nach all den vielen Worten nun ganz kurz das Wichtigste: Bleibt bitte gesund!
Herzliche unitarische Grüße
Ihr
Alexander Schmahl
(Pfarrer)
Wichtig: Unser Schutzkonzept (03.11.2020)